Aktuelle Informationen zur Luft- und Wasserhygiene

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Feinstaubalarm im Haushalt

Grosse Luftbelastung durch HaushaltprodukteSchadstoffe aus dem Autoverkehr sind uns bewusst. Sie verursachen jedes Jahr Zehntausende von Todesfällen. Während diese Belastung stark abgenommen hat, nimmt die Luftbelastung für Konsumgüter wie Deo, Reiniger und Farbe stark zu. Neue Forschungen zeigen auf, dass die Luftbelastung in Räumen das zehnfache der Aussenluft betragen kann. Ausreichend lüften!  >> Studie publiziert in Science 


Anmerkung von Roger Waeber, Schweizer Bundesamt für Gesundheit:

Dass die Belastung mit flüchtigen organischen Stoffen (VOC) in der Raumluft zigmal höher ist als aussen, ist natürlich keine neue Erkenntnis… aber immer gut, wenn in der Öffentlichkeit etwas mehr Aufmerksamkeit für diese Thematik geschaffen wird … und wir auf unsere Empfehlungen z.B. für die Haushalthygiene und Raumdüfte hinweisen können:  >> Wohnhygiene und Haushaltprodukte     >> Ätherische Öle

Manche Schadstoffe bemerkt man sofort. Wer als Fussgänger im dichten Verkehr die Strasse überquert und die Autoabgase einatmet, riecht den Gestank und weiß, dass die Abgase seiner Gesundheit schaden. Was dagegen die wenigsten wissen: Auch manches, das wir als wohlriechend empfinden – Parfum, Rasierwasser oder Kerzen zum Beispiel –, enthält Schadstoffe, verschmutzt die Umwelt und ist potenziell schädlich für die Gesundheit.

Wissenschaftler der US-Klimabehörde National Oceanic and Atmosphaeric Administration Noaa.gov haben dazu jetzt eine Studie mit erstaunlichem Ergebnis vorgelegt. Demnach tragen chemische Produkte für Haushalt ebenso viel zur Luftverschmutzung bei wie der Verkehr!

Das liegt an den flüchtigen organischen Verbindungen, abgekürzt VOCs (Volatile Organic Compounds). Das sind Kohlenstoffverbindungen wie Terpene, Formaldehyd, Aceton und Ethanol. Sie stecken in zahlreichen chemischen Produkten, die aus Erdöl hergestellt wurden. Also zum Beispiel in Rasierwasser, Deo und Parfum, aber auch in Seife, Reiniger, Farben und Lacken, Druckertinte, Weichmachern, Möbeln sowie Klebstoffen und Pestiziden.

VOCs sind sehr reaktionsfreudig und können schon bei niedrigen Temperaturen verdampfen. Sie seien sogar geradezu dafür gemacht, erklärt Jessica Gilman von der Noaa. In Deos, Parfums oder Haarspray sollten sie dafür sorgen, dass sich das Produkt besser zerstäube oder seinen Duft entfalte.

In höheren Konzentrationen können sie Augen oder Nasenschleimhaut reizen oder Kopfschmerzen und Müdigkeit verursachen. So hoch ist die Konzentration in Wohnungen normalerweise nicht. VOCs können sich aber in der Luft mit anderen Teilchen verbinden. So können winzige Feinstaubpartikel entstehen – oder auch das Spurengas Ozon, wenn sich die VOCs an windstillen Sommertagen mit Stickoxiden verbinden.

Ozon kann in erhöhter Konzentration die Gesundheit schädigen. Zu hohe Ozonwerte am Boden können Atemwegsbeschwerden verursachen und entzündliche Reaktionen in den Atemwegen auslösen.

Feinstaub ist ebenfalls für zahlreiche Krankheiten verantwortlich: Je höher die Konzentration in der Luft, desto mehr steigt das Risiko für Atemwegserkrankungen, Herzinfarkte, Schlaganfälle und Krebs. Die winzigen Teilchen gelangen nämlich in Lunge und Blutkreislauf, was Entzündungen befördert. Entzündungsprozesse spielen eine Rolle bei der Entstehung von Arterienverkalkung und damit Infarkten, aber auch von Krebs. Zudem können sich weitere schädliche Stoffe an den kleinen Teilchen anlagern.

Zehntausende verfrühte Todesfälle

Stickoxide, vor allem Stickstoffdioxid, dringen ebenfalls tief in die Lunge ein und lösen dort Entzündungen aus. An den Folgen der Luftverschmutzung durch Feinstaub und Stickoxide sterben laut Umweltbundesamt jährlich etwa 45.000 Deutsche frühzeitig – zum Vergleich: Verkehrsunfälle fordern etwa 3000 Todesopfer pro Jahr.

Die Hauptursache für Feinstaubemissionen und Stickoxide ist der Autoverkehr. Bislang galt er auch als der Hauptverursacher von VOC-Emissionen – sie sind nämlich in Abgasen enthalten, entstehen aber auch etwa beim Tanken. Die Studie zeigt aber, dass diese Relation nicht mehr stimmt.

Die Forscher um Gilman und Umweltwissenschaftler Brian McDonald von der Universität Colorado werteten Produktionsstatistiken der Chemie- und Energiewirtschaft, Messdaten der Innenluft in Gebäuden sowie der Aussenluft in US-amerikanischen Städten aus. Ihr Ergebnis, das sie im Fachmagazin „Science“ veröffentlichten: Chemisch hergestellte Produkte sind mittlerweile für die Hälfte der VOC-Emissionen verantwortlich.

Das Auto ist trotzdem nicht entlastet

Das hat zwei Gründe. Der erste ist eigentlich ein positiver. Der Verkehr sei so viel sauberer geworden, dass andere Quellen für die Luftverschmutzung im Verhältnis an Bedeutung gewännen, sagt McDonald. Autoabgase würden wegen besserer Technologie und strengerer Auflagen immer emissionsärmer.

Hinzu kommt allerdings, dass die Menge an VOC-Emissionen aus Haushalts- und Kosmetikprodukten bislang unterschätzt wurde. 40 Prozent der in chemischen Produkten enthaltenen VOCs, so die Studie, entwichen in die Atmosphäre. Die Menge ist damit womöglich zwei- bis dreimal so hoch wie gedacht.

Ist das Auto damit entlastet? Leider nein. Bei Stickoxiden und Feinstaub bleibt der Verkehr unangefochten Hauptverursacher. Während die Feinstaubbelastung in Deutschland seit den 90ern deutlich gesunken ist, sind die Stickoxid-Emissionen beinahe gleich geblieben. Nur zu den VOCs, die später zu Schadstoffen werden können, tragen chemische Produkte die Hälfte bei.

Die US-Forscher kommen zu dem Schluss, dass man bei der Bekämpfung der Luftverschmutzung auch die Konsumgüter in den Blick nehmen müsse. Für Deutschland ist dabei zu berücksichtigen, dass auch die Belastung mit Ozon seit den 80er-Jahren deutlich zurückgegangen ist. Für die Belastung der Aussenluft spielen VOCs darum eine geringere Rolle als Feinstaub.

VOCs belasten vor allem die Luft in Innenräumen, wo sie aus Möbeln oder Kosmetika ausgedünstet werden.

Dort sei die Schadstoffkonzentration oft zehnmal so hoch wie draussen, sagt Hauptautor McDonald. In Innenräumen verbringen Menschen aber nun einmal besonders viel Zeit, vor allem in unseren Breiten. Die meisten Deutschen sind täglich mehr als 20 Stunden drinnen. Morgens atmen sie die Schadstoffe aus Deo und Haarspray ein. Im Büro dann Feinstaub und VOCs aus dem Drucker. Auf dem Nachhauseweg kommen Stickoxide und Feinstaub vom Autoverkehr dazu. Und im Sofa im Wohnzimmer ist womöglich Erdöl verarbeitet, ebenso wie in der Matratze im Bett – sodass gefährliche VOCs entweichen. Ganz entkommen kann man all diesen Stoffen nicht. Man sollte aber versuchen, möglichst wenig davon einzuatmen.

Vor allem: ausreichend lüften

Gegen die schädliche Wirkung von Stickoxiden und Feinstaub draussen gibt es vor allem zwei Massnahmen: erstens, das Auto möglichst stehen zu lassen, und zweitens, an eine Strasse mit wenig Verkehr zu ziehen.

Der meiste Feinstaub entsteht nicht durch Abgase, sondern vor allem durch den Abrieb von Bremsbelägen und Reifen. Er lagert sich auf dem Boden ab und wird von Fahrzeugen immer wieder hochgewirbelt. Aber auch die Industrie ist für viel Feinstaub verantwortlich, ebenso die Landwirtschaft. Die Stickoxide wiederum kommen vor allem durch Dieselfahrzeuge in die Stadtluft, ausserdem durch die Verbrennung von Gas, Kohle und Holz.

In der Wohnung ist es etwas komplizierter. Zunächst einmal sollte man beim Kauf von Kosmetika, Reinigungsmitteln und Möbeln darauf achten, dass sie möglichst emissionsarm sind. Das Umweltbundesamt empfiehlt das Gütezeichen der Bundesregierung, den Blauen Engel.

Die wichtigste Massnahme aber ist: ausreichend zu lüften. Mindestens zwei-viermal am Tag sollten die Fenster geöffnet werden. Dabei ist vor allem in der kalten Jahreszeit wenige Minuten stosslüften wirksamer, als die Fenster dauerhaft gekippt zu lassen. So können nicht nur VOCs entweichen, sondern auch Feinstaub, der zum Beispiel aus Kamin oder Ofen dringt.

Primäre Quelle: >>"Die Welt" von Sarah Maria Brech

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