Der CO2-Ausstoss, der Klimawandel, Rohstoff Verfügbarkeit und schlussendlich der Mensch, seien die grössten Herausforderungen unserer Zeit, betonte Alfred Freitag, Präsident des SVLW, bei der 13. Generalversammlung des Schweizerischen Vereins für Luft- und Wasserhygiene (SVLW) Ende März in der Kehrichtverwertung Zürcher Oberland (KEZO).
Zusammenarbeit
Wie die Mitglieder vom SVLW profitieren können, aber auch die Steigerung des Bekanntheitsgrades und die Förderung von Innovationen waren im abgelaufenen Geschäftsjahr von besonderer Bedeutung. Wie schon im vergangenen Jahr soll sich der SVLW vor allem dem Thema Gesundheit widmen. Der Wunsch, verstärkt Bauherren und Investoren anzusprechen, hat sich bei der Umfrage herauskristallisiert. Auch erhoffen sich die Mitglieder verstärkt über Fachbeiträge informiert zu werden. Ebenfalls hat der SVLW vereinbart, zukünftig verstärkt mit Verbänden, wie mit ProKlima und SWKI /Die Planer zusammenzuarbeiten, um gemeinsam mehr zu erreichen.
Als Fürsprecher für gesunde Raumluft hat sich der SVLW schweizweit und darüber hinaus einen Namen gemacht. Der Verein unterstützt bei der Erarbeitung von Normen, Gesetzen und Richtlinien zur Raumluft-Qualität, Gesundheit und Energieeinsparung, ist darüber hinaus kompetenter Ansprechpartner für Unternehmensverantwortliche, Architekten, Planer und Bauherren. Einen Fokus seiner Arbeit legt der SVLW zukünftig auf die Indoor Environmental Quality (IEQ) als wichtigen Bestandteil in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung (Enviromental, Social and Governance, kurz ESG).
Förderung
In Bezug auf die Nachwuchsförderung wurde betont, dass den Auszubildenden eine erhöhte Wertschätzung und Unterstützung zukommen soll. Zusätzlich wurde die Ermutigung zur Weiterbildung thematisiert. Ein Beschluss wurde gefasst, die jährliche Unterstützung der "Bildungsoffensive Gebäude" des Bundesamts für Energie über einen Zeitraum von vier Jahren mit 5000 Franken zu unterstützen. Des Weiteren wird auch weiterhin in das Projekt "IEQ-4-CEOs" investiert.
Personelles
Über personelle Veränderungen im Verein wurde informiert. Peter Amacher, der seit der Gründung Mitglied und seit 2021 Geschäftsführer des SVLW war, wurde mit grossem Applaus verabschiedet. Die Neubesetzung der Geschäftsführung stellte eine grosse Herausforderung dar, konnte jedoch erfolgreich mit Saskia und Dominique Helfenfinger besetzt werden. Mit den fundierten Branchenkenntnissen streben sie die erfolgreiche Weiterführung und Entwicklung des Schweizerischen Vereins Luft- und Wasserhygiene SVLW an. Bedauert wurde, dass auch die beiden Vorstandsmitglieder Karin Dreyer und Dominik Kiefer ausgetreten sind. Es konnten mit Franziska Erismann, Filippo Nucifora und Rakip Sabani neue Vorstandsmitglieder gefunden werden, welche in der Gebäudetechnikbranche und in der Aus- und Weiterbildung ausgezeichnet verankert sind. Ebenso konnte Irène Kostenas als Beirätin gewonnen werden. Sie bildet das Bindeglied zwischen Verein und Politik.
Ausblick
Bei der erneuten elektronischen Umfrage während der Versammlung konnten die Teilnehmer ihre Präferenzen für die Schwerpunkte im Jahr 2023 bestimmen. Dabei wurde wiederum Gesundheit als das wichtigste Thema genannt, vor Qualität und Energie. Bauherren und Investoren wurden als Hauptzielgruppe identifiziert und die meistgefragten Aktionen des Vereins sind Fachbeiträge und -veranstaltungen.
Der Auftritt auf der Swissbau 2024 wird unter dem Motto "ESG - Chance für die Gebäudetechnik" geplant.
Die nächste Generalversammlung des SVLW findet am 21. März 2024 statt.
Warum sind die Tomaten in Hinwil besonders prächtig gediehen und warum haben die LKWs von Valser Wasser allwöchentlich bis Oktober des vergangenen Jahres der KEZO, der Kehrichtverwertung Zürcher Oberland, einen Besuch abgestattet? Die Antworten darauf haben die Teilnehmer/innen der Generalversammlung in der KEZO erhalten.
Die Gebrüder Meier aus Hinwil und Valser Wasser haben etwas genutzt, das reichlich, ja leider sogar zu viel, in der Luft vorhanden ist: CO2. Um dieses nutzen zu können, haben sie auf ein Verfahren zurückgegriffen, das das Schweizer Unternehmen Climeworks, 2009 als Spin-Off der ETH Zürich gegründet, entwickelt hat. Wie es funktionieren kann, CO2 aus der Luft zu filtern, dieses weiterzuverwenden, welche Projekte Climeworks in Zukunft plant und warum Hinwil so bedeutend für das Unternehmen war, darüber informierte Anne Streb, Process Engineer Adsorption bei Climeworks.
Langfristig steht eine Zahl im Raum, die es im Hinblick auf Klimaneutralität und die Stabilisierung der globalen Temperaturen einzuhalten gilt: die Netto-Null. Doch was ist die Netto-Null überhaupt und wie ist diese zu erreichen? Alle durch Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen müssen durch Reduktionsmassnahmen wieder aus der Atmosphäre entfernt werden, damit die Klimabilanz der Erde netto, also nach den Abzügen durch natürliche und künstliche Senke, Null beträgt.
Ein Mosaikstein auf diesem Weg dorthin sind die Bemühungen des Schweizer Unternehmens Climeworks. Das auf den ersten Blick so vermeintlich einfach klingende Verfahren, die „Direct Air Capture“-Technologie, ist alles andere als simpel, sondern ziemlich komplex. Climeworks filtert in seiner Anlage CO2 mit einem patentierten Filter aus der Luft. Dabei nutzt das Unternehmen entweder Abwärme, wie es etwa in der KEZO in Hinwil der Fall ist, oder erneuerbare Energie als Energiequellen. Die Anlage sammelt das CO2 in reiner Form und bereitet es zur Wiederverwendung auf. Und so landete es bis Oktober 2022 entweder im Treibhaus der Gebrüder Meier oder eben bei Valser Mineralquellen. Seit rund einem halben Jahr stehen die beiden modular aufgebauten Anlagen „Capricorn I“ und „Capricorn II“ still. „Unser vorrangiges Ziel ist, das CO2 dauerhaft unterirdisch zu speichern“, erläuterte Anne Streb, was tatsächlich in Hinwil aufgrund der geographischen Begebenheiten nicht möglich war. In Island hat die Anlage „Orca“ bereits seinen Betrieb aufgenommen, soll 4000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr aus der Atmosphäre entfernen. Bei der sich derzeit im Bau befindlichen zweiten Anlage auf Island ist der Name sozusagen Programm: „Mammoth“ heißt sie und soll nochmals bedeutend mehr CO2 aus der Luft filtern, nämlich 36000 Tonnen. Was passiert derzeit mit dem herausgefilterten Kohlendioxid auf Island? Es wird in Wasser gelöst und in Basaltgestein eingebracht. Dort wird es mineralisiert und ist anschließend in fester Form als Kalziumkarbonat gebunden. Climeworks plant bis zum Jahr 2050 Anlagen, die Kohlendioxidabscheidungs-Kapazitäten im Bereich von Gigatonnen haben sollen. Island wird sicherlich nicht das Ende der Fahnenstange sein, zumal das Land der Geysire zwar aus geothermischer Sicht und aufgrund der Speicherkapazität sehr gute Voraussetzungen bietet, allerdings, so Anne Streb, auch aufgrund der Witterungsbedingungen sehr wartungsintensiv sei. Ein weiterer interessanter Markt für Climeworks - gleich aus mehrfacher Hinsicht: die USA.
Bettina Häuselmann von KEZO informierte die SVLW-Mitglieder über die Kehrichtverwertungsanlage, die für Climeworks eine so wichtige Rolle gespielt hat. Neben der umweltverträglichen Abfallbeseitigung stehen Energiegewinn und Recycling im Vordergrund. Seit der Inbetriebnahme des ersten Ofens vor rund 50 Jahren wurde die Anlage regelmäßig modernisiert. Die KEZO betreibt eine ganzheitliche Ressourcenwirtschaft, produziert umweltfreundlichen Strom und Fernwärme, rezykliert grosse Mengen an Eisen und Edelmetallen.