Aktuelle Informationen zur Luft- und Wasserhygiene

Aktuelle Informationen zur Luft- und Wasserhygiene

Risiko besser abschätzen?

Ausbreitung Troepfchen und AerosoleAufgrund aktuellster Studien schlagen SVLW-Mitglieder verschiedene Massnahmen vor:
1. Staatliche Rahmenbedingungen - mehr Eigenverantwortung
2. Unterscheiden der Risiken mit dem SARS-CoV-2 Kalkulator
3. Technische Lösungen
4. Aktueller Wissensstand

 

1. Wie Können wir die Eigenverantwortung wahrnehmen?

Sei es in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Freizeit - wichtig bleiben immer persönliche Kontakte und Austausch untereinander.
Bitte um klare Rahmenbedingungen für die Marktwirtschaft. Sie wird rascher, kreativer Corona-Lösungen finden.

Allgemeine Vorgaben als Rundumschlag bieten "Guten keine Chance" und "Wenig Interessierte gehorchen trotzdem oft nicht". Bringt uns das rasch weiter, um die Risiken zu reduzieren?
Gesucht sind klare Rahmenbedingungen, mehr Ideen, Flexibilität und Eigenverantwortung. Beispiel:

Ich, Frau/Herr X verantwortlich in Schule, Club, Fitnesscenter, Restaurant, etc. engagiere mich für ein tiefes Ansteckungsrisiko. Dabei sorge ich für die Einhaltung der Empfehlungen, verlange möglichst die App-Anwendung und beweise gute Raumluft-Qualität mit einer einfachen CO2-Messung über die ganze Zeit. Damit werden auch später wissenschaftliche Auswertungen viel einfacher, weitere Lerneffekte werden möglich und die Freiräume für die einzelnen Situation können besser genutzt werden.
 
Dies erlaubt der verantwortlichen Person aber auch, pauschale staatliche Vorgaben (schliessen von ..) durch bessere örtliche Lösungen und gegen Nachweis zu ersetzen.
Ein ähnlicher Ansatz - genannt Energie-Grossverbraucher-Modell - wurde über Jahre entwickelt und ausgebreitet von Stadt Zürich, Kanton Zürich bis zur CH-BFE-anerkannten Lösung. Dadurch reduzieren sich staatliche Kontrollen und die Marktwirtschaft kann rascher Lösungen erarbeiten/umsetzen.
Dieser Vorschlag wird gerne zur Diskussion gestellt und Interessierte werden aufgerufen, sich zu melden. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder unter linkedin

 

2. Risiken besser abschätzen dank kalkulator

Neu gibt es einen Rechner auf wissenschaftlicher Basis zur Errechnung der Risikodauer. Je kürzer die Zeit, desto weniger Risiko, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken.
  • Der Einfluss von UV-Sonnenlicht ist sehr gross. Daher bleiben Aussenräume weniger kritisch. Die Reduktion der Infektiösität um 90 % erfolgt innert einer Stunde.
  • Gut temporierte Räume mit genügend Feuchtigkeit sind weniger kritisch als trockene und kühle Räume. Die Reduktion der Infektiösität um 90 % erfolgt innert Stunden bis Tagen.
  • Auf nicht porösen Oberflächen bleiben unterschiedlich grosse Tröpfchen über mehrere Tage infektiös.

>> zum Kalkulator vom US-Department of Homeland Security

3. Technische LÖSUNGEN

>> Eine möglichst hohe Frischluftzufuhr ist eine der wirksamsten Methoden, potenziell
virushaltige Aerosole aus Innenräumen zu entfernen. pdfAuszug aus Umwelt Bundesamt 

pdf>> SECO-Merkblatt_Gesundheitsschutz

Ohne die Lösungen zu bewerten, möchten wir doch gerne über einige Ideen und erhaltene Inputs berichten.

  1. >>Gute Raumluft-Qualität messen und nachweisen
  2. pdfUmluftgeräte mit hochwertigem Filter ergänzen und ordnungsgerechten Betrieb sicherstellen
  3. pdfInfektionsrisikomodell nach hx-Diagramm und coronasicheren Umstellung der Lüftung
  4. Innenluft reinigen mit mobilen Geräten, z.B.Produkte von Camfil oder IQAir
  5. Mit Kaltvernebelung Oberflächen und Raumluft reinigen, z.B. Dienstleistungen von Schadegg und Kalt-Plasma-Ionisierung von Meier Kopp
  6. pdfEmpfehlung zur dezentralen Lösungen, auch pdfim Bürobereich, Weiterentwicklung Richtung Richtung Hybrid inkl. autom. Fensterlüftung und/oder Low Tec ?
  7. Fragen/Antworten aus der Fachhochschule Luzern (Thema Fensterlüftung)

 

4. Aktueller Wissensstand

>>  pdfIn den USA hat ASHRAE ein IAQ-Positionspapiers veröffentlicht  (Übersetzung von SVLW)

>>  pdfIn Deutschland haben BTGA, FGK und RLT-Herstellerverband Ihren gemeinsamen Leifaden für Betreiber von Lüftungs-, Klimaanlagen und Raumkühlgeräten überarbeitet. Neue Version 3.

>> pdfIn Europa hat die REVHA Ihren Leitfaden in der dritten Version veröffentlicht. Er gilt als Basis zu Massnahmen in Zweckbauten. (Übersetzung SVLW), Auszüge:

"Im Allgemeinen impliziert ein Übertragungsmechanismus auf der Basis von Aerosolen über grosse Entfernungen, dass ein Abstand von 1-2 m zu einer infizierten Person nicht ausreicht und eine Konzentrationskontrolle mit Belüftung für eine wirksame Entfernung von Partikeln in Innenräumen erforderlich ist."

Die allgemeine Empfehlung lautet, sich von überfüllten und schlecht belüfteten Räumen fernzuhalten.

Leitlinien vom Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC):

  • Die Übertragung von COVID-19 findet häufig in geschlossenen Innenräumen statt.
  • Derzeit gibt es keinen Beweis für eine Infektion des Menschen mit SARS-CoV-2, die durch infektiöse Aerosole verursacht wird, die durch die Luftkanäle des Belüftungssystems verteilt werden. Das Risiko wird als sehr gering eingestuft.
  • Gut gewartete HVAC-Systeme, einschliesslich Klimaanlagen, filtern sicher grosse Tröpfchen, die SARS-CoV-2 enthalten. COVID-19-Aerosole (kleine Tröpfchen und Tröpfchenkerne) können sich durch HVAC-Systeme innerhalb eines Gebäudes oder Fahrzeugs und eigenständige Klimaanlagen ausbreiten, wenn die Luft rezirkuliert wird.
  • Der von Klimaanlagen erzeugte Luftstrom kann die Ausbreitung von Tröpfchen erleichtern, die von in-fizierten Personen über grössere Entfernungen innerhalb von Innenräumen ausgeschieden werden.
  • HVAC-Systeme können eine ergänzende Rolle bei der Verringerung der Übertragung in Innenräumen spielen, indem sie die Luftwechselrate erhöhen, die Luftumwälzung verringern und die Nutzung der Aussenluft erhöhen.
  • Gebäudeverwalter sollten Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen gemäss den aktuellen Anweisungen des Herstellers warten, insbesondere was die Reinigung und den Wechsel der Filter betrifft. In Ver-bindung mit COVID-19 gibt es keinen Nutzen und keine Notwendigkeit für zusätzliche Wartungszyklen.
  • Energiesparende Einstellungen, wie z.B. bedarfsgesteuerte Lüftung, die durch eine Zeitschaltuhr oder CO2-Detektoren gesteuert wird, sollten vermieden werden.
  • Es sollte in Betracht gezogen werden, die Betriebszeiten von HVAC-Systemen zu verlängern, bevor und nach der regulären Periode.
  • Der direkte Luftstrom sollte von Personengruppen weggeleitet werden, um die Ausbreitung des Erre-gers von infizierten Personen und die Übertragung zu vermeiden.
  • Organisatoren und Verwalter, die für Versammlungen und kritische Infrastruktureinrichtungen verantwortlich sind, sollten mit Unterstützung ihrer Technik-/Wartungsteams Möglichkeiten prüfen, um den Einsatz von Luftumwälzung so weit wie möglich zu vermeiden. Sie sollten erwägen, ihre Verfahren für den Einsatz von Umluft in HLK-Systemen auf der Grundlage der vom Hersteller bereitgestellten Informationen zu überprüfen oder, falls dies nicht möglich ist, den Hersteller um Rat zu bitten.
  • Die Mindestanzahl der Luftwechsel pro Stunde gemäss den geltenden Bauvorschriften sollte jederzeit gewährleistet sein. Eine Erhöhung der Anzahl der Luftwechsel pro Stunde verringert das Risiko der Übertragung in geschlossenen Räumen. Dies kann je nach Einstellung durch natürliche oder mechanische Belüftung erreicht werden.

Wenn die Lüftungssteuerung Aktionen von den Bewohnern erfordert (hybride oder natürliche Lüftungssysteme) oder wenn es im Gebäude kein eigenes Lüftungssystem gibt, wird empfohlen, CO2-Sensoren in der Aufenthaltszone zu installieren, die vor Unterlüftung warnen, insbesondere in Räumen, die häufig eine Stunde oder länger von Personengruppen genutzt werden, wie z.B. Klassenräume, Sitzungssäle, Restaurants, Während einer Epidemie wird empfohlen, die Standardeinstellungen der Ampelanzeige vorübergehend so zu ändern, dass das gelb/orangefarbene Licht (oder die Warnung) auf 800 ppm und das rote Licht (oder der Alarm) auf bis zu 1000 ppm eingestellt wird, um auch in Situationen mit reduzierter Belegung sofortige Massnahmen zur Erzielung einer ausreichenden Belüftung auszulösen.

 

REHVA-Zusammenfassung der praktischen Massnahmen für den Betrieb der Ge-bäudetechnik während einer Epidemie

  1. Für eine angemessene Belüftung der Räume mit Aussenluft sorgen.

  2. Schalten Sie die Belüftung bei Nenndrehzahl mindestens 2 Stunden vor der Gebäudeöffnungszeit ein und stellen Sie sie 2 Stunden nach der Gebäudenutzungszeit auf eine niedrigere Drehzahl ein.

  3. Schalten Sie nachts und am Wochenende die Belüftung nicht ab, sondern lassen Sie die Systeme mit geringerer Geschwindigkeit laufen.

  4. Regelmässig geöffnete Fenster (auch in mechanisch belüfteten Gebäuden.

  5. Toilettenbelüftung 24/7 in Betrieb halten.

  6. Vermeiden Sie offene Fenster in Toiletten, um die richtige Belüftungsrichtung beizubehalten.

  7. Weisen Sie die Gebäudenutzer an, die Toiletten bei geschlossenem Deckel zu spülen.

  8. Umschalten von Lüftungsgeräten mit Umluftbetrieb auf 100% Aussenluft.

  9. Inspektion von Wärmerückgewinnungsanlagen, um sicherzustellen, dass Leckagen unter Kontrolle sind.

  10. Stellen Sie die Einstellungen der Gebläsekonvektoren so ein, dass die Ventilatoren kontinuierlich eingeschaltet sind.

  11. Heiz-, Kühl- und mögliche Befeuchtungs-Sollwerte nicht ändern.

  12. Führen Sie die planmässige Kanalreinigung wie gewohnt durch (eine zusätzliche Reinigung ist nicht erforderlich).

  13. Ersetzen Sie die zentralen Aussenluft- und Abluftfilter wie üblich entsprechend dem Wartungsplan.

  14. Regelmässiger Filterwechsel und Wartungsarbeiten sind mit üblichen Schutzmassnahmen, einschliesslich Atemschutz, durchzuführen.

  15. Einführung eines IAQ-Sensornetzwerks, mit dem Bewohner und Einrichtungsleiter überwachen können, dass die Lüftung angemessen funktioniert. 

 

Ist gute Raumluft-Qualität ist bei Wissenschaft angekommen, aber noch nicht bei der Lüftungsbranche (REHVA)?

Eine Multicenter Studie aus Europa und China zeigt für 6914 hospitalisierte COVID-19 Patienten eine erhöhte Sterberate und für 37'187 nicht hospitalisierte Patienten mildere Symptome bei steigenden Aussentemperaturen von März bis Mai 2020.   pdf>> Vorabdruck
Die Forscher bringen die abnehmende Sterberate und den abnehmenden Schweregrad der ambulant Erkrankten in Zusammenhang mit der steigenden Temperatur und Feuchtigkeit auf die Reinigungsfunktion der Atemwege und die verbesserte immunologische Abwehrlage.

Schlussfolgerungen:

"Unsere Daten deuten darauf hin, dass Umweltfaktoren bei bereits infizierten Patienten eine wichtige Rolle spielen. Da viele Krankenhäuser sehr trockene Luft haben, kann es von Vorteil sein, Patienten im Frühstadium der Krankheit mit befeuchteter Luft zu versorgen. In Anbetracht der offenkundig schädlichen Wirkung trockener Luft auf unsere Schleimhautbarriere und ihrer Rolle als erste Verteidigungslinie gegen Infektionen wäre es in einer Situation rasch fortschreitender COVID-19-Pandemien unerlässlich, die universelle Befeuchtung trockener Luft in allen öffentlichen und privaten beheizten Räumen sowie die aktive Nasenhygiene und Hydratation aktiv zu fördern. Die Luftfeuchtigkeit sollte auch in gekühlten Gebäuden mit begrenztem Zugang zur Aussenluft überwacht werden, da eine Klimaanlage ebenfalls eine wirksame Entfeuchtung darstellt und zu sehr trockener Luft führen kann".

 

>> zu weiteren Informationen

SVLW als Partner von

 

energie-cluster

SVLW als Partner von

 

bauschweiz.ch

SVLW als Partner von

Gebäude Technik

SVLW als GT-Partner von

KGTV

Schweizerischer Verein Luft- und Wasserhygiene, Tessinstrasse 54, 4054 Basel, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, +41 78 201 86 55