Aerogene Übertragung - Experten verlangen Massnahmen
Das SARS-CoV-2 hält sich nicht immer an die geltenden Abstandsregeln. In Einzelfällen könne das Virus weitere Strecken zurücklegen und über längere Zeit in der Luft bleiben als bisher angenommen, schreibt ein Team von 239 Forschern aus 32 Ländern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) annerkennt, dass die derzeitige Einschätzung zur Übertragbarkeit des Pandemievirus neu zu überprüfen ist.
Am 7. Juli erkannte die WHO die Möglichkeit einer Übertragung über die Luft unter bestimmten Bedingungen an, insbesondere in überfüllten, geschlossenen, schlecht belüfteten Räumen. "Wir sind der Meinung, dass wir für diese Beweise offen sein und ihre Auswirkungen auf die Übertragungswege und die zu ergreifenden Vorsichtsmassnahmen verstehen müssen", sagte Prof. Benedetta Allegranzi, technische Leiterin für Infektionskontrolle, und fügte hinzu, dass "die Beweise nicht endgültig sind". Dr. Maria Van Kerkhove, technische Leiterin für die COVID-19-Pandemie, erwähnte, dass die WHO an einer konsolidierenden Zusammenfassung arbeitet: "Wir haben über die Bedeutung all der verschiedenen potenziellen Übertragungswege gesprochen."
REHVA begrüsst die Tatsache, dass die Weltgesundheitsorganisation in einer Pressekonferenz den sich abzeichnenden Nachweis der Verbreitung von COVID-19 über die Luft im Anschluss an einen offenen Brief von 239 Wissenschaftlern, darunter viele REHVA-Experten, aus 32 Ländern anerkannt hat, der diese Woche im Journal Clinical Infectious Diseases veröffentlicht wurde. Dieser Schritt wurde von REHVA und mehreren Berufsverbänden und wissenschaftlichen Gremien auf der ganzen Welt, die sich dafür ausgesprochen haben, die Übertragung über Aerosole/Mikrotröpfchen als Möglichkeit in Betracht zu ziehen und die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit anzuwenden, seit langem erwartet.
Es dauert lange, bis eigene Experten gehört werden. Was unser Mitglied Dr. Walter Hugentobler als Gesundheitsexperte schon im Frühjahr mitteilte, wird jetzt von grösseren Forschergruppen verlangt: Der Luftübertragung von Viren ist mehr Beachtung zu schenken. Damit sind wir mit der Lüftung direkt gefordert und können einen grossen Beitrag zur Risikoreduzierung beitragen. Mehr folgt später.
Quelle: aerzteblatt.de
Nach Ansicht der Forscher, die aus verschiedenen Bereichen von Wissenschaft und Technik kommen, darunter Virologie, Aerosol-Physik, Strömungsdynamik, Epidemiologie, Medizin und Gebäudetechnik, erreichen die Viren, die infizierte Personen beim Atmen und Sprechen an die Luft freisetzen, größere Distanzen als die 1 bis 2 Meter, die derzeit von den Gesundheitsbehörden als Sicherheitsabstand empfohlen werden.
Bereits bei normalen Luftbewegungen in Innenräumen könne ein Tröpfchen von 5 Mikrometern Größe Distanzen von 10 Meter oder mehr („tens of meters“) in der Luft zurücklegen, bevor es aus einer Höhe von 1,5 Metern zu Boden sinkt, ist die Hauptautorin Lidia Morawska vom International Air Quality and Health Laboratory an der Queensland University of Technology in Brisbane/Australien überzeugt.