Reaktionen auf neue Filternorm
Die kommende neue Filternorm DIN EN ISO 16890 löst erfreuliche Aktionen aus.
SWKI und VDI starteten eine Arbeitsgruppe, welche eine Empfehlung ausarbeiten, siehe Pressemitteilung.
Was sind die grössten Neuerungen?
Folgende Experten sind in dieser Arbeitsgruppe tätig:
Experten des VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.
Thomas Caesar, Freudenberg Filtration Technologies SE & Co. KG, DE-69465 Weinheim
Sascha Deifel, Camfil Austria GmbH, Hermann-Mark-Gasse 7, AT-1100 Wien
Ralf Heidenreich, ILK Dresden gGmbH, DE-01309 Dresden
Martin Lenz, Trox GmbH, DE-47504 Neukirchen-Vluyn
Norbert Otto, C-tec GmbH, DE-72108 Rottenburg am Neckar
Dirk Renschen, DMT GmbH & Co. KG, DE-45307 Essen
Manfred Sauer-Kunze, DencoHappel GmbH DELBAG Air Filtration, DE-44625 Herne
Clemens Schickel, BTGA Hinter Hoben 149, 53129 Bonn
Frank Spehl, MANN+HUMMEL VOKES AIR, DE-45549 Sprockhövel
Andreas Winkens, Ing.-Büro Dr. Winkens, DE-41239 Mönchengladbach
Experten des SWKI Schweizerischer Verein von Gebäudetechnik-Ingenieuren
Arnold Brunner, Brunner Haustechnik AG, CH-8304 Wallisellen-Zürich
Reto Candrian, Suissetec, CH-6314 Unterägeri
Kurt Hildebrand, Hochschule Luzern, CH-6048 Horw-Luzern
Thomas Mosimann, Unifil AG, CH-5702 Niederlenz
Kurt Tiefenauer, WESCO AG, CH-5430 Wettingen
Die VDI-SWKI-Expertenarbeitsgruppe Luftfiltration ist mit der Revision der VDI-Richtlinie 3803-4 Raumlufttechnik, Geräteanforderungen - Luftfiltersysteme und der SWKI-Richtlinie VA101-01 Klassierung, Testmethoden und Anwendung von Luftfiltern beauftragt.
Diese Empfehlungen dienen als Basis zur Überarbeitung der Normen.
Es betrifft alle von Filter-Herstellern bis FM-Besteller. Um was geht es wirklich?
WHO-Standards statt ASHRAE-Staub
Bei Staub und Feinstaub handelt es sich nie um eine homogene Masse, sondern immer um ein Konglomerat, das sich aus unterschiedlich grossen Teilchen zusammensetzt. Um diesen Aspekt besser zu erfassen, haben die Norminstitute die Prüfverfahren für Staubfilter gründlich überarbeitet. Nach einem schrittweisen Übergang wird die weltweit gültige Norm ISO 16890 „Luftfilter für die allgemeine Raumlufttechnik“ voraussichtlich 2017 oder 2018 die bislang in der EU verbindliche EN 779 „Partikel-Luftfilter für die Raumlufttechnik" ersetzen. Zur besseren und gezielteren Einhaltung von Lufthygienestandards basieren die Prüf- und Klassifizierungsverfahren der ISO 16890 auf den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Hiernach wird Feinstaub als komplexes Gemisch aus festen und flüssigen Partikeln, abhängig von deren Grössenverteilung, in unterschiedliche Fraktionen eingeteilt: PM10, PM2,5 und PM1.
Dabei gilt: PM10 enthält mindestens 50 % Teilchen mit einem Durchmesser unter 10 µm, bei der Fraktion PM2,5 haben mindestens 50 % der Teilchen Grössen unter 2,5 µm, und PM1 kennzeichnet demzufolge ein überwiegend ultrafeines Feinstaubgemisch.
Die neuen Prüfbedingungen
Zur Festlegung der neuen Filterklassen und -qualitäten werden gemäss ISO 16890 andere Prüfverfahren angewendet als bislang. So hat man zum Beispiel neue Testaerosole DEHS (DiEthylHexylSebacat) und KCI (Kaliumchlorid) entwickelt, mit denen Luftfilter in zwei Zyklen unabhängig voneinander geprüft werden. Damit wird sichergestellt, dass am Prüffilter immer eine ausreichende Partikelanzahl in allen relevanten Grössenklassen vorliegt. Der vielfach kritisierte Teststaub nach dem bisher angewandten ASHRAE-Luftfilter-Prüfverfahren gehört damit der Vergangenheit an.
Auswirkungen auf die Auswahl von Luftfiltern
Filtermedien, die die Luft von sämtlichem Feinstaub befreien können, gibt es nicht. Wie bislang auch, muss die Filterquote (Abscheidequote) mindestens 50 % betragen. Da Luft- und Staubgemische nun in drei verschiedene Cluster eingeteilt werden, wird nicht nur die Filterklassifizierung transparenter, es vereinfacht sich auch die Produktauswahl seitens der Gebäudebetreiber, der Anlagenbauer und der installierenden Personen. Nach einer Beurteilung der Qualität der Aussenluft (ODA) am Standort durch Messungen und Analysen wird deutlich, welches Staubgemisch vorliegt und welcher Filtertyp am besten zum gewünschten Luftreinheitsgrad (SUP) passt (siehe Tabelle).
Gefordert wird künftig in Abhängigkeit von der Aussenluft- (Outdoor Air, ODA-Wert 1 sauber, 3 schlecht) und der gewünschten Zuluftqualität (Suply Air, SUP-Wert 1 Qualität hoch, 4 niedrig) zusätzlich zur Angabe der Klasse auch der Mindestabscheidegrad für die gewählte Filterkombination (min. 50%).
Anwendung in der Praxis
Die übliche Regel "Filter F7 reicht", gilt es je nach Aussenluftqualität und Anforderungen gezielt zu überprüfen, siehe Tabelle oben.
Bisher wurden Filter auf PM 0.4 ausgelegt. Feiner Feinstaub ist entscheidend für die Verhinderung der Lungengängigkeit (je feiner je tiefer - über Alveolen bis ins Blut). Wichtig sind auch die Druckverluste und die Lebensdauer (häufig 1/3 Filter - 2/3 Energiekosten). SVLW bietet dem Besteller eine Wegleitung zur Auswahl gemäss heutigen Normen, sowie Hilfen für einfache Bestellungen.
Diverse Hersteller bieten bereits Hilfen zur Auswahl nach neuer Norm: Siehe Beispiel Camflil, welche die minimalen Abscheidegrade erfüllt, bezw. übertrifft. Weitere Aufklärungsarbeit wird erforderlich.