Luft zum Leben
Im Haustech Nr. 5 geht Monika Schläppi auf "Luft ist Leben", Martin Bänninger auf "Recht auf gute Raumluft" näher ein.
Behörden, Bauherren, Planer, Errichter, Betreiber und Hersteller sollten sich Ihrer Verantwortung bereits bei Baueingabe bewusst werden.
Nutzer sollten sich der Auswirkung gesunder Raumluft bewusst werden und Ihr Recht einfordern.
Luft zum Leben - Monika Schläppi
Der Mensch atmet gemäss dem Umweltbundesamt Deutschland, je nach Alter und Aktivität, täglich 10 bis 20 m3 Luft pro Tag ein. Dies ist weitaus mehr, als ein Mensch mit Nahrung und Trinkwasser zu sich nimmt. Gute und gesunde Raumluft ist nicht nur für die Gesundheit wichtig. Ebenso hängen das Wohlbefinden und die Produktivität davon ab. Saubere Luft ist aber offenbar keine Selbstverständlichkeit, insbesondere in Innenräumen. Viele zeitlich und örtlich versetzt durchgeführte Studien in Europa haben nachgewiesen, dass die Luftqualität respektive die Behaglichkeit aufgrund von Geruchsbelastungen in vielen Bürogebäuden von den Nutzern als unbefriedigend beurteilt wird. Seit 1983 erfasst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Reihe von Befindlichkeitsstörungen, die unter anderem mit der Raumluftqualität zusammenhängen. Als
Ursache für das «Sick Building Syndrom» (SBS) werden unter anderem ungenügende Lüftung, mangelnde Hygiene bei Klimaanlagen sowie Feuchtigkeitsschäden angeführt.
Um den negativen Einflüssen einer geringen Raumluftqualität entgegenzuwirken, gibt es eine Anzahl an Verfahren. Einer dieser Ansätze ist die Ionisieren der Raumluft, mit der sich ein Review des Kompetenzzentrums Typologie & Planung (CCTP) der Hochschule Luzern auseinandergesetzt hat. Darin konnten Wissenschaftler nachweisen, dass eindeutige Zusammenhänge zwischen dem Ionengehalt der Luft und dem Wohlbefinden und der körperlichen Leistungsfähigkeit bestehen. Paolo D' Avino schildert in seinem Bericht auf Seite 48, wie Luft in einem Ionisierungsprozess wieder ihre natürliche Qualität erhält.
Recht auf gute Luft - Martin Bänninger
Gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Jeder Mensch das Recht auf eine gesunde Innenraumluft. Für die Räume mit Arbeitsplätzen ist dieser Grundsatz 1n der Schweiz im Arbeitsgesetz geregelt. Bei der Realisierung von Neubauten ist dieser wichtige Aspekt deshalb von den Bauverantwortlichen bereitsbei der Baueingabe zu berücksichtigen.
Arbeitgeber in der Schweiz sind gehalten, die Luftqualität und das Raumklima in den Arbeitsräumen so zu gestalten dass für die Arbeitnehmer kein Gesundheitsrisiko besteht. Dieser Grundsatz ist in der Verordnung 3 zum Arbeitsgesetz (ArGV3. Art 16 Raumklima) einwandfrei geregelt: "Eine gute Raumluft ist dann gegeben, wenn die Gesamtkonzentration von 1000 ppm C02 über die Nutzungszeit des Raumes nicht überschritten wird. Die Aufsicht über den Vollzug der Vorschriften obliegt dabei den kantonalen Arbeitsinspektoraten. Diesen fehlen für die notwendigen Stichproben oft entsprechendes Fachwissen und Vollzugshilfen.
Fehlende Vorschriften
Für den privaten Bereich bestehen leider keine entsprechenden Vorschriften, verantwortlich bleibt hier der Eigentümer. Die kantonalen Bauvorschriften verlangen indessen energieeffiziente dichte Gebäude. Ein unkontrollierter Luftaustausch ist demzufolge nicht mehr erwünscht. Wenn bei der Baueingabe fehlen Neubau kein Lüftungskonzept vorliegt besteht deshalb die Gefahr, dass die Raumluft-Richtwerte und auch die Energieverbrauchswerte nicht eingehalten werden. Dieser Umstand kann auf der einen Seite das Wohlbefinden, ja sogar die Gesundheit der Bewohner beeinträchtigen, auf der anderen Seite aber auch den Energieverbrauch, sprich die Betriebskosten, übermässig erhöhen.
Neue Radon-Grenzwerte
Seit dem 1. Januar 2016 gelten fur Radon Grenzwerte von 400 bq/m für Neubauten
und sanierte Gebäude (Minergie· ECO 100 Bq/m). Dies hat weitere Konsequenzen für Hauseigentümer. Liegenschaftskäufer und -verkäufer, Notare, Bauherren, Unternehmer, Architekten, Mieter und Eigentümer. Umso wichtiger ist es, dass bei der Baueingabe ein Lüftungskonzept gemäss Norm SIA 180 vorliegt. Ein solches sollte von der Baubehörde gefordert und überprüft werden. Die entsprechenden Lösungen von natürlicher bis mechanischer Lüftung sind fachgerecht einzubauen und zu betrieben. Dabei ist der Nutzer entsprechend zu instruieren, um schädliche Situationen (Radon, Schimmel, C02 etc.) zu vermeiden.
Fehlendes Fachwissen
In den meisten kantonalen Baugesetzen, beziehungsweise den Baureglementen der Gemeinden ist der Grundsatz festgehalten, dass ein Gebäude das Leben und die Gesundheit Gebäudenutzern nicht gefährden darf. Gebäude müssen zudem nach den Regeln der Baukunst erstellt werden. Die in den Normen, Richtlinien und Merkblattern (SIA, SWKI) konkretisiert sind. Leider fehlt aber in der Praxis vielfach das notwendige Fachwissen und damit kann die Eigenverantwortlichkeit in diesem Bereich kaum wahrgenommen werden. Dies hat zur gravierenden Folge, dass in vielen Gebäuden die von der WHO geforderten Werte nicht eingehalten werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass der nachträgliche Einbau eines kontrollierten Lüftungssystems nur noch aufwendig machbar ist. Deshalb gehört zu jeder Baueingabe auch ein kontrolliertes Lüftungskonzept gemäss SIA 180.
HAUSTECH 5/2016
Autor: Paolo D'AvinoPhoto: LK Luftqualität AG
Natürlich reine Luft
Ionisation ist ein Prozess, mit dem die Umgebungsluft auf natürliche und doch nachhaltige Art gereinigt wird. Damit die Luft in den Innenräumen von Schadstoffen und Geruchsemissionen befreit wird, ahmt Ionair mit ihrem Air Quality System (AQS) den Reinigungsprozess der Natur künstlich nach.
Bevor Google aufkam und Algorithmen als Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch verankerte, arbeitete man bei der LK Luftqualität AG (Ionair) schon lange damit. Im Gegensatz zu den Funktionen bei der Suchmaschine besteht der Algorithmus beim Zentral-schweizer Unternehmen jedoch aus einfachen und nachvollziehbaren Operationen. Die Formel lautet schlicht: messen, registrieren und anpassen. «Will man die Luftqualität in Innenräumen verbessern, sind drei Faktoren unabdingbar», sagt Beda Weibel, CEO des Unternehmens, auf dem Rundgang durch den Betrieb in Luzern. «Zuerst», so der diplomierte Maschineningenieur ETH, «müssen die Luftqualität mit Gassensoren gemessen und die erhaltenen Messdaten registriert werden, bevor situativ eingegriffen und reagiert werden kann.» Seit über 20 Jahren ist das Unternehmen auf die Verbesserung der Raumluftqualität spezialisiert. Das Verfahren nennt sich «Luftionisation». Auch der Gründer von Ionair, Werner Fleischer, ging vor rund 20 Jahren schon nach den gleichen Grundsätzen vor und entwickelte diesbezüglich einerseits eigene Sensoren und adaptierte andererseits die ersten auf dem Markt verfügbaren und erschwinglichen Sensoren, um die Schadstoffe in den Räumen kontinuierlich messen zu können. «Ein wissenschaftlicher Quantensprung», erklärt Weibel, denn damals steckte die Gassensorik, insbesondere für die kontinuierliche Messung ausserhalb des Labors, noch in den Kinderschuhen. So kam Fleischer in den 1990er-Jahren nicht umhin, eigene Sensoren für seine Technologie zu entwickeln.
Nachahmung natürlicher Prozesse
«Die Ionisation der Luft ist ein natürlicher Prozess, der in der Atmosphäre ständig stattfindet», schreibt Weibel in seiner Dokumentation für die 3. Schweizer Hygienetagung. Dafür verantwortlich sind die kosmische Strahlung aus dem Weltraum sowie die Strahlung aus den obersten Schichten der Erde oder bestimmter Gesteine oder Gase wie beispielsweise Radon. «Weitere Quellen der Luftionisierung sind spritzendes Wasser wie Ozeanwellen oder Wasserfälle, spezielle Winderscheinungen und auch Blitzschlag», schreibt Weibel weiter. Diese Energiequellen bewegen Elektronen, die von Sauerstoffmolekülen der Luft eingefangen werden. Mit anderen Worten geht es um die Übertragung von natürlicher Energie an die Luft. Je mehr Energie die Luft enthält, desto reaktionsfreundlicher wird sie. Diese Reaktion respektive diesen natürlichen Prozess ahmt die künstliche Luftionisation nach. Das Verfahren zur Luftaufbereitung arbeitet mit Ionisationsröhren, die über eine elektrische Entladung die Luft ionisieren. «Diese Röhren werden entweder im Monoblock oder im Zuluftkanal eingebaut, wo sie nach der üblichen Luftaufbereitung wie Filterung, Kühlung, Heizung, Be- und Entfeuchtung zum Einsatz kommen», hält Weibel fest. Ein Prozessor mit einer fünffachen Sensoradaption sorgt sodann in den gewünschten Räumen für eine optimale Wirkungsweise. Dies bedeutet gemäss Weibel, dass in ionisierten Räumen ein ständiges Gleichgewicht zwischen oxidierbaren Gasen und Sauerstoffionen vorhanden ist. Werden im Prozess Unregelmässigkeiten oder Fehlfunktionen festgestellt, die der Regler nicht selbstständig korrigieren kann, so werden der Kunde und der Ionair-Servicetechniker informiert und die geeigneten Massnahmen können umgehend eingeleitet werden. Der Gassensor schlägt sofort Alarm, wenn die kundenspezifisch eingegebenen Werte überschritten werden.
Saubere Luft für Wohlbefinden
Der Mensch benötigt – neben der Aufnahme von Nahrung und Wasser – Luft zum Leben. «Täglich zirka 20 Kilogramm Luft», präzisiert Weibel. Gute und gesunde Raumluft ist nicht nur für die Gesundheit wichtig. Ebenso das Wohlbefinden und die Produktivität hängen davon ab. Saubere Luft ist offenbar keine Selbstverständlichkeit. Viele zeitlich und örtlich versetzt durchgeführte Studien in Europa haben nachgewiesen, dass die Luftqualität respektive die Behaglichkeit aufgrund von Geruchsbelastungen in vielen Bürogebäuden von den Nutzern als unbefriedigend beurteilt wird. Seit 1983 fasst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Reihe von Befindlichkeitsstörungen, die unter anderem mit der Raumluftqualität zusammenhängen, unter dem «Sick Building Syndrom» (SBS) zusammen. «Massnahmen zur Reinigung der Raumluft nehmen daher in naher Zukunft massiv an Bedeutung zu», sagt Weibel. In der heutigen Zeit befindet sich eine Vielzahl von Schadstoffen in der Luft, was sich – ohne Gegenmassnahmen wie die Ionisation – unter Umständen negativ auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen auswirken kann. Klimaanlagen, vor allem in feuchten Klimazonen, können Ausgangspunkte für die Verbreitung von Bakterien und Schimmelpilzen sein.
Der vollständige Artikel ist in der Haustech-Ausgabe 5/2016 erschienen.