Dicke Luft - grosses Echo
"Hallo? Wie wäre es mit Lüften?
- Kippt doch einfach mal das Fenster und gebt den Dauerfröstlern eine Decke.
- Zwischen den Stunden kurz Stosslüften.
- Wo ist das Problem?"
Quotenhit zum Interview "Dicke Luft in Schulstuben".
Viele Leserinnen und Leser gaben anschliessend gut gemeinte Tipps.
In "20 Minuten" gab es über 150 Beiträge. Kein Thema war, dass Lüften mit Strassenlärm oder an kalten Tagen während des Unterrichts nicht so toll ist. Dass gekippte Fenster zu wenig bringen, konnten die Leser des «Blicks» auch nicht wissen, weil sie die neuen Studien nicht kennen.
Alle erinnerten sich an ihre eigene Schulzeit: "In der Pause wurde gelüftet, auch im Winter, und es ist niemand erfroren" - "Wir waren sogar über 40 Schüler in der Klasse. So bin ich also gesundheitsgefährdet aufgewachsen."- «Ich frage mich, wie wir das vor 30 Jahren nur überlebt haben» (mit über 1000 Likes auf "Blick Online" ).
Gratulation, ihr Überlebenden! Dass Erwachsene finden, überleben reiche ihnen und für heutige Kinder solle es auch nicht anders sein- das hören wir oft. Auch ich bekam Ohrfeigen und habe überlebt. Gemäss Studien haben geschlagene Kinder verminderte Chancen im späteren Leben und diejenigen Kinder mit frischer Luft haben bessere Lernleistungen als die anderen in der dicken Luft.
«Schön, haben wir in der Schweiz keine anderen Probleme», schreibt Leser «Sorgenloser». Und: "So sieht dann wohl ein First-World-Problem aus", doppelte später ein Redaktor in der Kunterbuntspalte einer Ostschweizer Zeitung nach.
Die namenlose Angst
Diese Leute ahnen, dass in der Welt etwas nicht mehr stimmt. Sie sehen täglich in den News, dass Hunderte Flüchtlinge ertrinken, dass Zehntausende nicht weit vor unseren Grenzen unter misslichsten Bedingungen ihren Weg suchen. Sie ahnen, dass es mit der Wirtschaft bergab gehen könnte, dass bald wieder einmal irgendetwas passieren könnte. Eine diffuse Angst, nicht wirklich benannt, aber überall spürbar. Und da kommen wir vom LCH mit unseren Wohlstandsproblemen ...
Tja, was wäre mit unseren Steuergeldern, wenn unsere Kinder und deren Lehrpersonen mehr Komfort wollten als wir in den 1960er Jahren hatten? Wenn die Asylbewerber nicht mehr monatelang in Zivilschutzanlagen wohnen wollten? Wenn all die Flüchtlinge ... Uiii, jetzt frage ich wohl besser den Gärtner.
"Erinnerst du dich auch", sagt der Gärtner, "wie wir damals einmal pro Woche, am Samstag, in der Badewanne im selben Wasser wie die anderen Familienmitglieder gebadet haben? Wie man sich am Brünneli mit kaltem Wasser und stinkendem Waschlappen sauber gemacht hat? Tschüss, ich gehe jetzt duschen. Zum zweiten Mal heute. Es war recht tropisch im Treibhaus."
Jürg Brühlmann, Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle LCH, riecht, hört, fühlt und schmeckt für uns im Garten der Bildung- querbeet.




