Fensterlüftung schon 1916 ungenügend
Dass Fensterlüftung selbst in der Form des häufig propagierten Stosslüftens in Bildungsbauten ungenügend ist, weiss man nicht erst, seit unsere Gebäude immer luftdichter sind.
Schon 1916 beschäftigte sich der Chemnitzer Stadtschularzt Dr. M. Rothfeld in einem Buch mit „Lüftung und Heizung im Schulgebäude". Er machte dabei auf die thermischen Tücken der Fensterlüftung aufmerksam und führte unter anderem aus: ... Luftwechsel durch Öffnen der Fenster setzt ebenfalls voraus, dass Luftbewegung oder Temperaturunterschied zwischen Innen- und Außenluft besteht; andernfalls wird Austausch zwischen Innen- und Außenluft nie gelingen, mögen die Fenster noch so weit offen sein."
Dieses physikalische Prinzip gilt heute freilich genauso wie vor 100 Jahren. Aber Rothfeld hatte aus seinen Untersuchungen noch mehr Erkenntnisse gewonnen, die die Fensterlüftung zumindest zeitweise fragwürdig erscheinen lassen: „Beabsichtigt man, durch die Fensterlüftung Aussenluft ins Zimmer hineinzubringen, muss die Windrichtung dementsprechend sein oder die Aussenluft niedrigere Temperaturen als die Zimmerluft haben. Bei abstehendem Winde aber, d. h. wenn der Wind vom Zimmer weggerichtet ist, oder wenn die Zimmertemperatur niedriger als die Aussentemperatur ist, wirkt die Fensteröffnung saugend auf die Zimmerluft; die Frischluftzufuhr aber erfolgt dann vom Flur her durch Undichtigkeiten der Türe usw. Damit entsteht auch die Möglichkeit, daß üble Gerüche aus dem Gebäude, Aborten uw. ins Zimmer angesogen werden."