Dicke Luft im 500 Millionen-Bau
Die Zürcher Hochschule der Künste logiert seit knapp zwei Jahren auf dem Toni-Areal. Zufrieden mit dem Prunkbau sind aber weder Dozenten noch Studenten. Die Mängelliste in der ZHDK ist lang. Bemängelt wird auch "Nasenbluten wegen der trockenen Luft". Viele Dozenten und Studierende würden am liebsten wieder ausziehen.
Das Toni-Areal zählt mit 1400 Räumen zu den grössten öffentlichen Gebäuden des Kantons Zürich. Es ist eine hochtechnologisierte Anlage mit eigenwilligem Innenleben. Sie birgt seit zwei Jahren immer wieder Schwierigkeiten.
- Kaputte Türen: Wegen der Brandschutzmassnahmen öffnen sich viele Türen auf unterschiedliche Weise. Viele Neuankömmlinge sind überfordert und reissen die Türen falsch auf. Die Folge: kaputte Türöffner und Magnethalter.
- Mangelnde Belüftung: Die trockene Luft führte dazu, dass im Departement Musik Dutzende Luftbefeuchter angeschafft werden mussten, um die Instrumente zu schützen. Vor allem in Wintermonaten klagen Studenten und Mitarbeiter über Unwohlsein, trockene Augen oder sogar Nasenbluten. Gemäss Studiengangleitung hat sich die Lüftungsituation auf einem «befriedigenden Niveau» eingependelt. Nach einer langfristigen Lösung wird gesucht.
- Überfordertes Badge-System: Angehörige der Kunsthochschule erhalten je nach Studiengang verschiedene Zugangsberechtigungen. Das erfordete System ist so komplex, dass es häufig zu Schwierigkeiten mit den Schlüsselkästen kommt, wie zum Beispiel zu Blockaden. Die Prozesse werden gemäss Schulleitung aber laufend «optimiert».
- Störrische Storen: Die Sonnenstoren bewegen sich im Toni-Areal automatisiert – nach undurchschaubaren Regeln: «Die Storen werden trotz Nebeldecke heruntergefahren, dann 20 Zentimeter hoch, nach drei Sekunden wieder um einen Meter nach unten korrigiert, um zuletzt 70 Zentimeter nach oben gezogen zu werden. Dieser Vorgang wiederholt sich alle paar Minuten», erzählt ein Student. Gemäss Studiengangleitung handelt es sich um ein «lernendes System». So hätten die Bewegungen seit Einzug markant abgenommen.
- Ein Konzertsaal mit Nebengeräuschen: Der grosse Konzertraum im 7. Stock ist Prunksaal und Ärgernis zugleich. Von den vorbeirauschenden Zügen nur durch eine Wand getrennt, verunmöglichte dies zu Beginn Aufnahmen in CD-Qualität. Die Akustik musste aufgerüstet werden. Investitionskosten in unbekannter Höhe.
- Dumm gelaufen: Manche nennen sie den «Walk of Shame» – die Treppe zum Haupteingang. Die ungünstige Stufenlänge verhindert eine natürliche Gangart. Vereinzelt kam es zu kleineren Unfällen. Die Treppe bewegt die Gemüter offenbar so sehr, dass sich schon Dutzende bei der Studienvertretung über sie beschwerten.
- Martin Sturzenegger, >> Tagesanzeiger >> als pdf-Anhang